Helicobacter pylori: Ein verborgener Krankheitserreger

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Helicobacter pylori: Ein verborgener Krankheitserreger

Die Helicobacter-Familie, insbesondere Helicobacter pylori (H.p.), hat in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Dieser unscheinbare Mikroorganismus steht im Fokus vieler Studien und Diskussionen aufgrund seiner möglichen Verbindung zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen.

Auch in Deutschland ist Helicobacter pylori eine verbreitete Infektion, von der viele Menschen betroffen sind. Angesichts der potenziell schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen dieser Infektion verdient sie eine erhöhte Aufmerksamkeit und gezielte Präventions- sowie Behandlungsansätze.

Ein Interview mit Dr. med. univ. Stefan Rohrer bietet tiefere Einblicke in die Bedeutung von Helicobacter pylori und seine potenziellen Auswirkungen auf den menschlichen Körper.

Journalist: Guten Tag, Herr Dr. Rohrer. Können Sie uns zunächst etwas über die Helicobacter-Familie und insbesondere über Helicobacter pylori erzählen?

Dr. Rohrer: Natürlich. Helicobacter pylori ist wohl der bekannteste Vertreter der Helicobacter spp. Warren und Marshall isolierten ihn erstmals 1983 aus einer Magenprobe. Diese gramnegativen Stäbchenbakterien sind bekannt für ihre Verbindung mit chronischer Gastritis, einer langanhaltenden Entzündung der Magenschleimhaut. Doch neben Magenproblemen stehen sie möglicherweise auch mit anderen Erkrankungen in Zusammenhang.

Helicobacter-pylori Erreger

Journalist: Herr Dr. Rohrer, wie weit verbreitet ist Helicobacter pylori und welche Faktoren tragen zu seiner Ausbreitung bei?

Dr. Rohrer: Helicobacter pylori ist weltweit verbreitet und kann Menschen jeden Alters und jeder geografischen Lage betreffen. Insbesondere in Entwicklungsländern und unter Bevölkerungsgruppen mit niedrigeren sozioökonomischen Bedingungen ist die Prävalenz hoch. Obwohl es in industrialisierten Ländern wie Deutschland eine niedrigere Prävalenz aufweist, bleibt es dennoch ein relevantes Gesundheitsproblem, das Aufmerksamkeit und angemessene Behandlung erfordert. Die Infektion mit Helicobacter pylori beginnt oft im Kindesalter und kann über Jahre oder lebenslang bestehen bleiben, wenn sie nicht behandelt wird.

Journalist: Wie erfolgt die Übertragung von Helicobacter pylori?

Dr. Rohrer: Der Hauptübertragungsweg verläuft vermutlich von Mensch zu Mensch, vor allem innerhalb von Familien oder engen sozialen Gruppen. Diese Übertragung kann durch den Austausch von Speichel, gemeinsam genutzte Haushaltsgegenstände oder unhygienische Bedingungen erfolgen. Die genauen Mechanismen der Übertragung sind jedoch noch nicht vollständig verstanden und könnten auch durch Umweltfaktoren und persönliche Hygiene beeinflusst werden.

Journalist: Herr Dr. Rohrer, könnten Sie uns bitte mehr über die Auswirkungen von Helicobacter pylori auf die chronische Gastritis erzählen?

Dr. Rohrer: Selbstverständlich. Helicobacter pylori ist ein Haupterreger der chronischen Gastritis, einer langanhaltenden Entzündung der Magenschleimhaut. Diese Entzündung kann eine Vielzahl von Symptomen verursachen, darunter Übelkeit, Magenschmerzen, Refluxbeschwerden und postprandiale Müdigkeit. Zudem können sich Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüre bilden, was zu Schmerzen und in schweren Fällen sogar zu Durchbrüchen durch die Magenwand führen kann, was einen chirurgischen Eingriff erforderlich macht.

Journalist: Welche weiteren Komplikationen können infolge einer chronischen Gastritis auftreten?

Dr. Rohrer: Die Komplikationen können in zwei Hauptkategorien eingeteilt werden: intestinal und extraintestinal. Im intestinalen Bereich können Magengeschwüre zu chronischem Blutverlust führen und zu Anämie und Eisenmangel führen. Zudem kann eine Atrophie der Magenschleimhaut zu Mangelzuständen bei Vitaminen und Mineralstoffen führen, wie beispielsweise einem Mangel an Intrinsic-Faktor, was wiederum zu einer Form der Blutarmut, der perniziösen Anämie aufgrund eines Vitamin B-12 Mangels, führen kann. Ausreichende Intrinsic-Faktor Spiegel sind nämlch für die Aufnahme von Vitamin B-12 im Krummdarm essentiell, und B-12 ist u.a. essentiell wichtig für die Blutbildung. Darüber hinaus besteht ein nachgewiesener Zusammenhang zwischen Helicobacter pylori und der Entstehung von Magenkarzinomen sowie bestimmten Lymphomen des Magens.

Journalist: Wie trägt Helicobacter pylori konkret zur Entstehung von Magenkrebs bei?

Dr. Rohrer: Es gibt zwei wesentliche Mechanismen, durch die Helicobacter pylori die Entstehung von Magenkrebs begünstigen kann. Einerseits induziert es eine chronische Entzündung der Magenschleimhaut und andererseits schädigt es direkt die Epithelzellen der Magenschleimhaut und erhöht die Rate der spontanen Mutationen in diesem Bereich. Besonders bedeutend sind hierbei zwei Virulenzfaktoren, CagA und CagA-Gene, die im Zusammenhang mit der Krebsentstehung stehen. Diese Faktoren spielen auch eine wichtige Rolle bei der Diagnose.

Journalist: Vielen Dank für die Erläuterungen, Dr. Rohrer. Sie hatten vorhin kurz angedeutet, dass Helicobacter pylori neben Magenproblemen möglicherweise auch mit anderen Erkrankungen in Zusammenhang steht. Welche weiteren potenziellen Auswirkungen hat eine Infektion mit Helicobacter pylori auf den Körper?

Dr. Rohrer: Es gibt auch Hinweise darauf, dass Helicobacter pylori mit verschiedenen Komplikationen außerhalb des Magen-Darm-Trakts in Verbindung steht. Dies reicht von Autoimmunerkrankungen wie idiopathischer thrombozytopenischer Purpura (ITP) bis hin zu Problemen mit der Schilddrüse (Hashimoto, Basedow) und Hauterkrankungen wie Psoriasis.

Journalist: Könnten Sie uns bitte noch kurz erklären, wie eine Infektion mit Helicobacter pylori diagnostiziert wird?

Dr. Rohrer: Sehr gerne. Die gängige Diagnose erfolgt durch Endoskopien und Probenentnahmen aus dem Magen. Dies ist die Standardmethode. Wir bestimmen auch die Helicobacter pylori Antikörper im Blut, hier insbesondere auch auf CagA und VacA. Denn es gibt Patienten, bei welchen die Endoskopie keinen Nachweis zeigt und die Antikörper positiv sind, und dies ist für mich sehr bedeutend, weil es auf eine bestehende Infektion hinweist. Wenn die Beschwerden dann mit einer Helicobacter pylori Infektion übereinstimmen und auch ggf. noch weitere Tests (Helicobacter pylori Antigen im Stuhl, Helicobacter pylori Atemtest) positiv ausfallen, ist dies für mich eine Therapieindikation. Ein Magenspiegelung alleine ist für mich nicht (mehr) ausreichend.

Journalist: Gibt es effektive Behandlungsmethoden gegen Helicobacter pylori?

Dr. Rohrer: Sowohl naturheilkundliche Ansätze als auch Antibiotikatherapien werden eingesetzt. Wir setzen hauptsächlich auf die Quadrupeltherapie, um die Bakterien zu bekämpfen.

Anmerkung der Redaktion: Die Quadrupeltherapie ist eine spezielle Art der Antibiotikatherapie, die zur Behandlung von Helicobacter pylori-Infektionen eingesetzt wird. Im Gegensatz zur herkömmlichen Dreifachtherapie, die aus der Kombination von zwei Antibiotika und einem Protonenpumpenhemmer (PPI) besteht, beinhaltet die Quadrupeltherapie vier verschiedene Medikamente.

Journalist: Können Sie uns naturheilkundliche Möglichkeiten nennen, die sich positive auf eine Infektion mit Helicobacter pylori auswirken können?

Dr. Rohrer: Gerne. Hier gibt es verschiedene Ansätze und es wird hier fleißig geforscht. Generell hat die Hinzunahme der folgenden pflanzlicher Präparate in einigen Studien gezeigt, dass die Ergebnisse einer antibiotischen Eradikationstherapie verbessert warden können.

Der Bakterienstamm Lactobacillus reuteri ist hier besonders spannend. Dieser wird als Probiotikum in Kapselform angewendet. In verschiedenen Untersuchungen führte dieser zu einer Besserung der abdominellen Beschwerden und in Einzelfällen auch zu einer Eradikation von Helicobacter pylori.

Berberin ist auch sehr interessant, generell, aber vor allem im Bezug auf Helicobacter pylori. Berberin kommt unter anderem in der Pflanze Berberitze (Berberis vulgaris) vor. Berberin kann Bakterien, inclusive Helicobacter pylori, hemmen, Berberin wird auch bei anderen chronisch abdominellen Beschwerden eingesetzt, z.B. bei der bakteriellen Fehlbesiedelung des Dünndarms.

Weitere natürliche Stoffe, welche hier unterstützend wirken können, insbesondere aufgrund Ihrer antibakteriellen Eigenschaften sind Curcumin, das bioaktive Polyphenol aus der Kurkuma-Wurzel, Oreganoöl, Propolis und Vitamin C. In meiner Praxis habe unterstütze ich auch antibiotische Therapien mit pflanzlichen und führe auch rein pflanzliche Eradikationstherapien durch. Eine pflanzliche Therapie kann die antibiotische Therapie in vielen Fällen nicht ersetzten, aber immer gut unterstützen.

Journalist: Vielen Dank für diese aufschlussreichen Informationen, Herr Dr. Rohrer.

Dr. Stefan Rohrer, Experte auf dem Gebiet der chronischen Magen-Darm-Erkrankungen, gibt einen detaillierten Einblick in die potenziellen Auswirkungen von Helicobacter pylori auf den menschlichen Körper und betont die Bedeutung einer umfassenden Diagnostik und Behandlung.

Dr. med. univ. Stefan RohrerDr. med. univ. Stefan Rohrer

Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie
Zusatzbezeichnung Diabetologie, Geriatrie, Ernährungsmedizin, Notfallmedizin

Webseite: https://imstro.com
Instagram: https://www.instagram.com/promed_power/
YouTube: https://www.youtube.com/@individuellemedizin-dr.rohrer

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Quellen:

https://www.orpha.net/consor/cgi-bin/OC_Exp.php?Lng=DE&Expert=52417

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