Die wichtige Rolle der Gallensäuren

Gallensäuren Funktion und Mangel

Interview mit Dr. med. univ. Stefan Rohrer über Gallensäuren und deren Bedeutung

Gallensäuren spielen eine wichtige Rolle in unserem Körper. Sie helfen bei der Verdauung und der Aufnahme von Fetten und fettlöslichen Vitaminen. Doch was geschieht, wenn es zu einem Mangel an Gallensäuren kommt?

Wir freuen uns, Ihnen ein exklusives Interview mit Dr. med. univ. Stefan Rohrer, einem führenden Experten auf dem Gebiet der Magen-Darm-Erkrankungen, präsentieren zu können. In diesem Gespräch erläutert Dr. Rohrer die wichtige Rolle der Gallensäuren in unserem Körper, die Ursachen und Symptome eines Gallensäuremangels sowie die verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten.

Erfahren Sie aus erster Hand, warum Gallensäuren für unsere Gesundheit unverzichtbar sind und wie man einem Mangel entgegenwirken kann.

Vitasanum: Herzlich willkommen, Dr. Rohrer, und vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, um heute mit uns über dieses wichtige Thema zu sprechen.

Dr. Rohrer: Vielen Dank für die Einladung. Es freut mich, hier zu sein und mein Wissen über Gallensäuren und deren Bedeutung für die Gesundheit mit Ihnen zu teilen.

Vitasanum: Dr. Rohrer, könnten Sie uns bitte zunächst erklären, welche Rolle Gallensäuren in unserem Körper spielen?

Dr. Rohrer: Gerne. Gallensäuren sind essentielle Bestandteile unseres Verdauungssystems. Sie helfen bei der Emulgierung von Fetten, was bedeutet, dass sie Fette in kleinere Tröpfchen zerlegen. Dadurch werden die Fette für Verdauungsenzyme zugänglicher und können besser aufgenommen werden. Gallensäuren sind somit unerlässlich für die Verdauung und die Aufnahme von fettlöslichen Vitaminen wie A, D, E und K.

Vitasanum: Wie funktioniert der enterohepatische Kreislauf der Gallensäuren?

Dr. Rohrer: Der enterohepatische Kreislauf beschreibt den Weg, den Gallensäuren im Körper nehmen. Nach ihrer Freisetzung in den Dünndarm zur Unterstützung der Verdauung werden sie im Ileum, dem letzten Abschnitt des Dünndarms, wieder resorbiert. Von dort gelangen sie zurück zur Leber und schließlich wieder in die Gallenblase, wo sie erneut gespeichert werden. Dieser Kreislauf sorgt dafür, dass Gallensäuren effizient wiederverwendet werden und stets in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Insgesamt gehen tgl. nur 3-5% der Gesamtmenge an Gallensäuren über den Stuhl verloren, 95-97% werden im Ileum rückresorbiert.

Vitasanum: Was passiert, wenn es zu einem Mangel an Gallensäuren kommt?

Dr. Rohrer: Ein Mangel an Gallensäuren kann die Verdauung erheblich beeinträchtigen. Ohne ausreichend Gallensäuren können Fette und fettlösliche Vitamine nicht richtig aufgenommen werden, was zu Steatorrhoe (Fettstühlen), Mangelerscheinungen und Gewichtsverlust führen kann. Außerdem kann es zu Blähungen und Durchfällen kommen. Die erhöhten Fettkonzentrationen im Darm werden auch von verschiedenen Darmkeimen, welche in unserem Mikrobiom beheimatet sind, verstoffwechselt und dadurch bilden sich auch Fäulnisgase. Ebenso kann es durch einen Mangel an Gallensäuren vermehrt zur Bildung von Gallensteinen kommen, da die Gallensäuren als sein wesentlicher Bestandteile der Galle Cholesterin und Bilirubin daran hindern, auszufällen und Steine zu bilden.

Vitasanum: Welche Ursachen führen zu einem Gallensäuremangel?

Dr. Rohrer: Verschiedene Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts können einen Gallensäuremangel verursachen. Hier sind vor allem Erkankungen der Leber zu nennen, da Gallensäuren in der Leber hergestellt werden. Auch Behinderungen im Galleabfluss, z.B. durch Gallensteine oder Tumore, können zu einen Gallensäuremangel, gemessen im Stuhl führen. Hier kommt es dann in der Regel zur Gelbsucht (Ikterus), Hier ist ein erhöhter Gallefarbstoffspiegel, das Bilirubin, im Blut messbar und die Augen verfärben sich gelblich.

Vitasanum: Könnten Sie uns bitte kurz das Gallensäure-Verlust-Syndrom näher erläutern?

Dr. Rohrer: Selbstverständlich. Das Gallensäure-Verlust-Syndrom tritt auf, wenn der enterohepatische Kreislauf der Gallensäuren gestört ist. Verschiedene Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts können einen Gallensäuremangel verursachen. Dazu zählen chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Chron, Colitis ulzerosa) unter der Voraussetzung, dass das Ileum, der Krummdarm, beteiligt ist. Ebenso tritt es nach Operationen am Krummdarm auf, vor allem wenn mehr als 100 cm vom Krummdarm entfernt wurden. Am häufigsten sehe ich es jedoch im Rahmen einer bakteriellen Fehlbesiedelung des Dünndarms. Die Folgen sind mögliche Mangelerscheinungen, vor allem der fettlöslichen Vitamine. Ebenso abdominelle Beschwerden, zum Beispiel Blähbeschwerden, Flatulenz, Durchfälle und Fettstühle. Ebenso kann es zu einem erhöhten Auftreten von Steinen im Bereich der Galle und der Niere kommen. Dies sind dann sogenannte Oxalsteine. Diese treten auf, weil der erhöhte Fettgehalt im Stuhl Kalzium bindet. Daher kann das Kalzium nicht, wie vorgesehen, Oxalat binden und zur Ausscheidung über den Stuhl bringen. Oxalat wird dann resorbiert und zum Beispiel über die Niere und über die Galle ausgeschieden und kann zu einem Steinleiden beitragen.

Vitasanum: Wie wird ein Gallensäuremangel bzw. ein Gallensäureverlustsyndrom diagnostiziert?

Dr. Rohrer: Die Diagnose beginnt mit einer ausführlichen Anamnese und körperlichen Untersuchung. Die Gallensäuren sowie die Verdauungsrückstände, inklusive des Fettgehalts, kann man aus einer Stuhlprobe ohne Probleme analysieren. Wenn ein Gallensäuremangel vorliegt, sollte man auch Bluttests machen und hier vor allem die Leber (GOT, GPT) und die sog. Cholestaseparameter (jGT, AP, LDH, Bilirubin direkt und indirekt) bestimmen. Wenn sich Auffälligkeiten zeigen, ist ja dringend eine fachärztliche Vorstellung notwendig. Ebenso sollte als bildgebendes Verfahren zumindest ein Ultraschall und eine Darstellung der Gallenwege durchgeführt werden. Bei Auffälligkeiten bzw. entsprechender Indikation sind gegebenenfalls weitere Untersuchungen in Abstimmung mit einem Facharzt notwendig. Ebenso sollte hier eine Problematik im Bereich des Mikrobioms abgeklärt werden. Dies kann man mit einer Mikrobiomanalyse und verschiedenen funktionellen Parametern, welche man im Stuhl bestimmt, zum Beispiel Calprotectin, Zonulin, Alpha-1-Antitrypsin und EPX im Stuhl, gut abbilden. Und ein Atemtest zum Ausschluss einer bakteriellen Fehlbesiedelung des Dünndarms sollte ebenso folgen, dieser kann mit Laktulose und bzw. oder Glukose durchgeführt werden.

Bei einem Gallensäureverlustsyndrom sollte man auch nach Pathologien im Bereich des Krummdarms suchen. Eine Entzündung des Darms erkennt man zum Beispiel an erhöhten Calprotectinwerten im Stuhl. Ebenso sollte man eine bakterielle Fehlbesiedelung des Dünndarms ausschließen. Diese ist eine gut zu behandelnde Ursache eines Gallensäureverlustsyndrom.

Vitasanum: Wie kann man einem Gallensäuremangel vorbeugen bzw. diesen behandeln?

Dr. Rohrer: Wichtig ist natürlich, dass relevante Probleme der Leber und des Galleabflusssystems ausgeschlossen werden. Wenn dies erfolgt ist, spielt eine gesunde Ernährung und der Verzicht auf übermäßigen Alkoholkonsum eine große Rolle. Eine ballaststoffreiche und ausgewogene Ernährung unterstützt die Darmgesundheit. Eine umfassende Behandlung berücksichtigt sowohl die Substitution der Gallensäuren als auch die spezifische Therapie der zugrunde liegenden Erkrankung. Hier ist natürlich vorher eine entsprechende Diagnostik notwendig.

Vitasanum: Dr. Rohrer, man kann also Gallensäure substituieren, wenn zu wenig davon vorhanden ist?

Dr. Rohrer: Ja, Gallensäuren können substituiert werden, wenn ein Mangel vorliegt. Eine Möglichkeit der Substitution ist die Verwendung von Ochsengalle, die natürliche Gallensäuren enthält und somit die Verdauung unterstützen kann. Eine weitere wichtige Substanz ist TUDCA (Tauroursodeoxycholsäure), eine wasserlösliche Gallensäure, die aus der traditionellen chinesischen Medizin stammt und ursprünglich aus Bärengalle gewonnen wurde. Heute wird TUDCA synthetisch hergestellt und ist für seine leberschützenden und entzündungshemmenden Eigenschaften bekannt. Tudca hat noch weitere interessante Wirkungen, es hilft zum Beispiel auch bei der Entgiftung. Beide Präparate helfen, die fehlenden Gallensäuren im Körper zu ersetzen, die Fettverdauung zu verbessern und die Symptome eines Gallensäuremangels zu lindern.
Anmerkung der Redaktion: Die beiden von Dr. med. univ. Stefan Rohrer erwähnten Produkte zur Gallensäuren-Substitution finden Sie am Ende dieses Artikels.

Vitasanum: Vielen Dank, Dr. Rohrer, für diese ausführlichen Informationen über die wichtige Rolle der Gallensäuren und die Auswirkungen eines Gallensäuremangels.

Dr. Rohrer: Sehr gerne. Es freut mich, zur Aufklärung beizutragen und hoffe, dass dieses Wissen vielen Menschen helfen kann.

Kernpunkte des Interviews mit Dr. med. univ. Stefan Rohrer

  • Gallensäuren sind essentiell für die Verdauung und Aufnahme von Fetten und fettlöslichen Vitaminen.
  • Der enterohepatische Kreislauf sorgt für die effiziente Wiederverwendung von Gallensäuren.
  • Ein Mangel an Gallensäuren kann zu Fettstühlen, Mangelerscheinungen und Gewichtsverlust führen.
  • Ursachen für einen Gallensäuremangel sind vor allem Erkrankungen der Leber und Störungen im Abfluss der Galle
  • Das Gallensäure-Verlust-Syndrom führt zu Durchfall, Fettstühlen, mögliche Mangelerscheinungen an fettlöslichen Vitaminen, Reizungen der Darmschleimhaut und weiteren Problemen
  • Behandlungsoptionen umfassen die Substitution von Gallensäuren bei einem Gallensäuren Mangel und die Therapie der zugrunde liegenden Erkrankung.
  • Bei einem Gallensäureverlustsyndrom sollte vor allem neben entsprechender Diagnostik auf Erkrankungen des Krummdarms eine bakterielle Fehlbesiedelung des Dünndarms ausgeschlossen werden (Was ist eine Fehlbesiedelung des Dünndarms?).
  • Bei einem Gallensäureverlustsyndrom sollte die Grunderkrankung erfolgreich therapiert werden und des Weiteren sind diätetische Maßnahmen erforderlich.
  • Fette sollten generell durch MCT- Fette ersetzt werden und Oxalsäure-reiche Lebensmittel sollten gemieden werden
  • Prävention durch eine gesunde Ernährung und regelmäßige medizinische Überwachung ist wichtig.

Dr. med. univ. Stefan RohrerDr. med. univ. Stefan Rohrer

Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie
Zusatzbezeichnung Diabetologie, Geriatrie, Ernährungsmedizin, Notfallmedizin

Webseite: https://imstro.com
Instagram: https://www.instagram.com/promed_power/
YouTube: https://www.youtube.com/@individuellemedizin-dr.rohrer

Video zu Gallensäuren von Dr. med. univ. Stefan Rohrer

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Links zu den im Interview von Dr. med. univ. Stefan Rohrer erwähnten Präparaten:

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FAQs zu Gallensäuren

Gallensäuren werden aus Cholesterin in der Leber gebildet und in der Gallenblase gespeichert. Im Darm emulgieren sie Fette und fettlösliche Vitamine. Das erleichtert ihre Verdauung durch Lipasen. Gallensäuren helfen, diese Stoffe aufzunehmen. Zudem wirken sie im Dünndarm antiseptisch.

Nach dem Essen kommen Gallensäuren in den Dünndarm und helfen bei der Fettverdauung. Im Ileum, einem Dünndarmteil, werden sie wiederaufgenommen. Dann gehen sie zur Leber zurück, um erneut in der Gallenblase zu landen. Dieser Kreislauf heißt enterohepatischer Kreislauf.

Gallensäuremangel kann durch Krankheiten wie Pankreatitis oder Zöliakie entstehen. Auch durch Medikamente oder Alkohol wird die Resorption beeinflusst.

Fettstühle, Blähungen, Durchfall und Gewichtsverlust sind häufige Anzeichen. Ein Verlust an Vitaminen kann weitere Symptome verursachen.

Regelmäßige ärztliche Untersuchungen bei Magen-Darm-Erkrankungen sind wichtig. Ein gesunder Lebensstil, mit ballaststoffreicher Ernährung und Verzicht auf Alkohol, kann das Risiko mindern. Kontrolluntersuchungen helfen, Probleme früh zu erkennen.

Ja, Gallensäuren können substituiert werden, wenn ein Mangel vorliegt. Eine Möglichkeit der Substitution ist die Verwendung von Ochsengalle, die natürliche Gallensäuren enthält und somit die Verdauung unterstützen kann.

 

Wichtiger Hinweis:

Aus rechtlichen Gründen weisen wir auf Folgendes hin: dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Maßnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.